Wald verstehen - Schneisen an Waldhängen, Furten durch Flüsse: Erwandern Sie sich die Kulturlandschaft im Naturpark Frankenwald und lesen Sie die Spuren ihrer Geschichte! Wie lebten und leben die Menschen von und mit dem Wald? Schritt für Schritt wächst das Verstehen: Menschen verändern ihr Umfeld und das Umfeld ändert den Menschen.
Ein Schritt hinüber, ein Schritt herüber… Wie leicht uns das fällt! Wer in dieser Region nicht zur Zeit des Eisernen Vorhangs gelebt hat, der kann kaum nachvollziehen, mit welchem Glücksgefühl die Ortsansässigen die Grenze zwischen Oberfranken und Thüringen überschreiten. Unser „Grenzer- Weg“ führt Sie, wie es 40 Jahre lang unmöglich war: Sie queren das Grüne Band, ein im Schatten von Metallzäunen, Minen und Wachtürmen entstandenes Naturbiotop. Aus dem Todesstreifen wurde eine Lebenslinie! Diese sichtbare Grenze markiert auch zwei für das Auge nicht wahrnehmbare: Auf unserem Weg wechseln Sie den Sprachraum zwischen oberfränkischem und thüringischem Dialekt. Und noch eine Grenze ist zu nennen: die Wasserscheide! Während auf der nördlichen Hälfte unseres Weges die Bäche sich in Richtung Saale und Elbe sammeln, fließen sie südlich gen Main und Rhein.
Der Eiserne Vorhang ist Geschichte. Aber niemand aus der Region überschreitet die Grenze, ohne an ihn zu denken. Beim Grenzer-Stammtisch werden Erinnerungen ausgetauscht – und verarbeitet. Und die einst verbotenen Wege werden gemeinsam gegangen: Die Franken bewundern im thüringischen Schlegel den mit 400 Jahren ältesten wilden Apfelbaum. Und die Thüringer kehren in Carlsgrün gern ins älteste Wirtshaus des Frankenwaldes ein.
Wegbeschreibung:
Wir starten unsere Wanderung am ältesten Wirtshaus des Frankenwaldes in der Ortsmitte von Carlsgrün. Die Ortschaft verlassen wir mit der Schlehknockstraße in nördlicher Richtung. Am Ortsrand erwartet uns ein weiterer Ausblick über die vor uns liegende Wanderung. Unser Blick schweift vom Kulmberg im Westen über das Tal der Thüringischen Muschwitz und die Höhen der Ortschaften Seibis und Schlegel bis zum Rumpelbühl, an dessen Hängen man früher nach Erzen schürfte und heute Wein anbaut.
Wir bleiben auf dem geteerten Wegabschnitt, bis wir kurz vor dem Sportplatz rechts in einen Feldweg abbiegen. Leicht absteigend folgen wir diesem, bis wir vor dem kleinen Bächlein erneut rechts abbiegen und auf einem naturnahen Pfad am Rand des Naturschutzgebietes entlanggehen. Die Thüringische Muschwitz stellt die Grenze zwischen Bayern und Thüringen dar. Entlang des früheren Eisernen Vorhangs konnten sich viele Tier- und Pflanzenarten erhalten, die in der intensiv bewirtschafteten Agrarwirtschaft selten geworden sind. Außer den Grenzbeamten der DDR war es kaum jemandem gestattet, sich auf thüringischer Seite der Grenze so weit zu nähern. An eine Bewirtschaftung der Flächen war zu Zeiten der innerdeutschen Grenze nicht zu denke. Die Natur hatte somit vierzig Jahre lang Zeit, sich vom Menschen zu erholen.
Wir verlassen das Schutzgebiet an der nächsten Kreuzung, wenden uns nach links und gehen etwa 300 m leicht ansteigend bergauf. Am Waldrand angekommen betreten wir die Waldabteilung Krötensee. Es beginnt ein ruhiger Abschnitt durch die Bestände der Bayerischen Staatsforsten, ehe wir uns, unweit der Wasserscheide Elbe/Rhein die ehemalige Grenze und den Kolonnenweg kreuzend, ins Thüringische begeben. Ein kurzer Anstieg führt uns zum Rennsteig, auf welchen wir unterhalb des Kulm treffen und der uns bis Schlegel begleitet.
Auch um den Kulm herum ist ein Naturschutzgebiet ausgewiesen. Während anderswo naturnahe Wälder oft Fichenforsten weichen mussten, ist hier ein Laubholz-Mischwald mit Bergahorn, Rotbuche und Gemeiner Esche erhalten geblieben.
Wir umrunden den Kulmberg und treten westlich von Schlegel aus dem Wald heraus. Ein Feldweg, der am Waldrand die Straße kreuzt, führt uns parallel zu dieser nach Schlegel. Entlang des Weges zeigt sich ein schöner Blick über Schlegel nach Lichtenberg und Blankenstein - dem Start und Zielpunkt des Rennsteigs. In Schlegel selbst verlässt uns der Fernwanderweg genau in diese Richtung, während wir uns, rechts haltend, über den Marienberg mit seinen phantastischen Aussichten erneut in Richtung Muschwitztal begeben.
Doch bevor wir an der einstigen Buttermühle wieder in fränkische Gefilde wechseln, führt uns der Weg noch nach Seibis. Das typische Frankenwalddorf mit seinen Schieferhäusern durchqueren wir kurz und biegen, kaum im Ort angelangt, rechts ab und gehen das Saubachtal entlang bis zur Brücke über die Muschwitz. Auf Pfaden und Waldwegen halten wir uns parallel zur Muschwitz in westlicher Richtung, bis wir zur Krötenmühle gelangen. Entlang des Weges tauchen - wie auch hier - immer wieder Schautafeln mit kurzen Erläuterungen zu den Themen "Grenze", "Natur" und " Geschichte" auf. Diese sind Bestandteil des Nordic-Walking-Programms "Laufen am Grünen Band" und dürfen natürlich auch von Wanderern genutzt werden.
Nach dem Parkplatz an der Krötenmühle verlassen wir die Straße in Richtung Süden auf einem naturbelassenen Pfad. Dieser führt am Fuß des Rumpelbühls zur Mordlau. Hier wurde über viele Jahrhunderte Bergbau betrieben, und überall entlang des Weges kann man Schürfgräben und Bingen erkennen, welche von der harten Arbeit der damaligen Zeit zeugen. Man sollte hier den Warnungen Achtung schenken und auf dem Weg bleiben!
Eine weitere Besonderheit ist der Weinberg neben der ehemaligen Sprungschanze. Seit einigen Jahren ernten Hobby-Winzer aus der Umgebung ihren eigenen Wein an den Hängen des Frankenwaldes.
Nachdem wir das ehemalige Bergbaugebiet verlassen haben, treffen wir auf die Kreisstraße.
Den Kurpark tangieren wir nur kurz und gehen an der Gaststätte "Schönen Aussicht" geradeaus in die "Alte Langenbacher Straße". Dieser Allee mit ihren herrlichen Ausblicken folgen wir etwa 850 m, bis wir nach rechts abbiegen und Carlsgrün bereits nahe ist.
Ein letztes Mal queren wir die Kreisstraße und lauen an der Sporthalle vorbei geradeaus auf unseren Start- und Zielort zu.